- Autor:innen
- Anna Kraus, Mathias Koch (beide Agora Energiewende)
- Publikationsnummer
- 360/02-P-2025/DE
- Versionsnummer
- 1.0
- Veröffentlichungsdatum
-
12. März 2025
- Seitenzahl
- 4
- Zitiervorschlag
- Agora Energiewende und Agora Industrie (2025): Factsheet Grüngasquote – Einordnung für die 21. Legislaturperiode
- Projekt
- Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Klimaneutrales Deutschland.
Factsheet Grüngasquote
Einordnung für die 21. Legislaturperiode
Wie kann eine Grüngasquote zur Transformation beitragen?
Wasserstoff ist eine wichtige Säule der Klimaneutralität.
Für den Markthochlauf entscheidend: frühe Abnahme großer Mengen und eine hohe Auslastung des Kernnetzes.
Wasserstoff kommt im kosteneffizienten klimaneutralen Energiesystem bei der Stromerzeugung sowie in der Stahl- und Chemieindustrie zum Einsatz. Mit der Genehmigung des H2-Kernnetzes und einer Vielzahl an geplanten Erzeugungsprojekten ist das „Henne-Ei-Problem“ weitgehend überwunden. Es kommt nun entscheidend auf die Nachfrage an: Nur mit einer hohen Auslastung des Kernnetzes bleiben die H2-Netzentgelte bezahlbar. Aktuell wird diskutiert, ob eine fokussierte Grüngasquote den H2-Hochlauf in den genannten Kernanwendungen und die Abnahme aus dem Kernnetz fördern kann.

Eine sektorübergreifende, nicht nach Erfüllungsoptionen differenzierte Grüngasquote kann zu Fehlanreizen führen. Den Wasserstoffhochlauf unterstützt sie kaum.
Aktuell diskutierte sektorübergreifende Varianten ohne Differenzierung der Erfüllungsoptionen würden weder den Wasserstoffhochlauf noch den Ausstieg aus fossilem Heizen fördern:
- Eine breit gefasste Quote würde anfangs vor allem durch noch günstigere biogene Gase erfüllt werden und keine Verbesserung der Investitionssicherheit für den H2-Hochlauf bringen. Mittelfristig sind nachhaltig verfügbare biogene Gase aber stark begrenzt, und die Biomasse wird zunehmend für die stoffliche Nutzung in der Industrie benötigt – eine Ausweitung der Anwendung in anderen Bereichen sollte vermieden werden.
- Die Investitionssicherheit für H2 und das H2-Kernnetz würde noch weiter sinken, wenn die Quotenerfüllung durch Beimischung erlaubt oder wenn zentrale Kernnetz-Abnehmer (Kraftwerke, Industrie) ausgenommen würden. Für den H2-Hochlauf nötig sind große Ankerkunden, die aus dem Kernnetz abnehmen. Die Beimischung von H2 ist zudem technisch nur sehr begrenzt möglich.
- Bei der Heizungswahl berücksichtigen Hauseigentümer spätere hohe Preisaufschläge durch eine Quote nicht ausreichend, sodass eine Quote keinen Beitrag zum Ausstieg aus fossilen Heizungen bieten würde.
Langfristig kann eine steigende sektorübergreifende Grüngasquote dazu führen, dass Haushalte mit ihrer Heizung den Grüngaseinsatz der Industrie finanzieren.
- Klimaneutralitätsszenarien stimmen darin überein, dass grüne Gase langfristig v. a. in der Energiewirtschaft und Industrie eingesetzt werden.
- Eine sektorübergreifende Quote würde zu einer weitgehend einheitlichen Umlage der systemweiten Kosten auf alle Gasnutzenden führen.
- Für Haushalte würden die Gaspreise durch die Quote bis 2040 um ca. ein Viertel steigen – obwohl die grünen Gase vor allem in Industrie und Energiewirtschaft genutzt würden. Die Quotenbelastung verteilt sich dabei auf immer weniger Gaskunden – eine Herausforderung für Haushalte, die sich Alternativen nicht leisten oder als Mieter nicht selbst entscheiden können.
- Für eine zielkonforme Quotenhöhe würde die jährliche Querfinanzierung durch den Gebäudesektor für 2035 auf ca. 1,3 Mrd. Euro und ca. 3 Mrd. Euro 2040 geschätzt.

Was es nun braucht: Den Wasserstoffhochlauf absichern und Transformationsrisiken vermeiden.
- Wasserstoffnachfrage durch effektive Instrumente absichern
- Klimaschutzverträge und H2-Kraftwerke: Durch Stärkung der Klimaschutzverträge und die Ausschreibung von Gaskraftwerken mit frühem und verlässlichem H2-Hochlaufpfad wird der H2-Hochlauf weiter angereizt.
- Kostentragung durch Leitmärkte ermöglichen und so Förderbedarf reduzieren: Leitmarktinstrumente wie Produktquoten ermöglichen es Produzenten von H2-intensiven Produkten, Mehrkosten an ihre Kunden weiterzugeben.
- Wärmewende mit schlüssigem Gesamtpaket voranbringen
- Kluger Policy-Mix: Wärmeplanung und Gebäudeenergiegesetz, zielgerichtete Förderung und Emissionshandel liefern Planungssicherheit für Unternehmen und sorgen für eine soziale Wärmewende. Die Grüngasquote ist kein geeignetes Element, um die Umstellung auf klimaneutrale Heizungen anzureizen.
- Prüfung einer transformationsdienlichen Grüngasquote
- Fokussierung auf den Anreiz von Wasserstoff aus dem Kernnetz: Zu prüfen wäre, ob eine solche Quote im Zusammenspiel mit bestehenden effektiven Instrumenten den H2-Hochlauf in der Industrie und die Kernnetzauslastung unterstützen kann. Zudem könnte dies die Zielerreichung für nicht-biogene erneuerbare Brennstoffe der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III erleichtern.
- Ausschluss von Beimischung: Um Anreize für Wasserstoff zu schaffen, sollte die Erfüllbarkeit durch Beimischung ausgeschlossen werden.
- Quoteninstrumente können bei Industrieprodukten ansetzen: Quoten für klimafreundliche Grundstoffe (z.B. Primärstahl, Ethylen) in Zwischen-/ Endprodukten erlauben die Kostenweitergabe unter Wahrung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Die Mehrkosten für Konsumenten betragen für viele Produkte nur wenige Prozent des Gesamtpreises (z. B. unter 1 Prozent Aufschlag für Autos aus Grünstahl).
Bibliographische Daten
Downloads
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Policy Brief
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Factsheet Grüngasquote
Einordnung für die 21. Legislaturperiode
Grafiken aus dieser Publikation
Wasserstoffnachfrage und nötige H2-Netzentgelte
Abbildung 1 von Factsheet Grüngasquote auf Seite 2

Querfinanzierung: Quotengenerierte Mittel vs Zusatzkosten für Grüngas in den verschiedenen Sektoren
Abbildung 2 von Factsheet Grüngasquote auf Seite 3
