Energiewende und Klimaschutz bedeuten unter anderem, dass das Kohleland Deutschland schrittweise aus Kohleförderung und -verstromung aussteigt. Von dieser fundamentalen Transformation sind zwar grundsätzlich alle Regionen des Landes und alle gesellschaftlichen Bereiche betroffen. Doch es gibt Hotspots der Veränderung in den Regionen, die bisher das Zentrum der Energieversorgung Deutschlands auf Basis fossiler Energieträger bildeten. Nach der Schließung der letzten deutschen Steinkohlezechen im Jahr 2018 zählen dazu zuallererst die drei Braunkohleregionen in der Lausitz, im rheinischen und im mitteldeutschen Revier.
Diese Regionen bedürfen bei der Entwicklung neuer Chancen aus alter Stärke vor allem guter Politik und der Solidarität der Gesamtgesellschaft, damit sie den Strukturwandel erfolgreich gestalten können. Agora Energiewende analysiert die Bedeutung der national und international beschlossenen Klimaschutzziele für die Braunkohleregionen und entwickelt auf Basis der in den Regionen selbst erdachten Zukunftsideen Konzepte für eine erfolgreiche Strukturentwicklung für das 21. Jahrhundert. Ziel ist es, dass die betroffenen Regionen auch „nach der Kohle“ prosperieren. Dazu gehören eine innovative Wirtschaft, eine Überführung der Energieregionen in Energiewenderegionen, eine zeitgemäße Infrastruktur und großräumige Vernetzung, aber auch und vor allem ein kulturelles Leben, das Menschen zum Bleiben und Kommen einlädt.
Der Strukturwandel in den Braunkohleregionen muss zuallererst um der dort lebenden und arbeitenden Menschen Willen gelingen. Aber er muss auch gelingen, damit die hohe Akzeptanz der Energiewende fortbesteht – im Inland, aber auch im Ausland, wo genau beobachtet wird, welche Entwicklung jene Regionen im Rahmen der Energiewende nehmen, die über mehr als ein Jahrhundert die Entwicklung des Standorts Deutschland durch die Bereitstellung sicherer und bezahlbarer Energie ermöglicht haben.
Agora Energiewende schlägt einen vom Bund finanzierten zusätzlichen Strukturwandelfonds Braunkohleregionen in Höhe von 250 Millionen Euro jährlich über den gesamten Zeitraum der Transformation vor. Für die Lausitz (sie erhält nach dem Konzept 100 Millionen Euro jährlich) wurde der Fonds beispielhaft ausbuchstabiert. Über die Verwendung der Mittel, die bestehende Förderlinien des Bundes, der EU und der Bundesländer ergänzen, sollen vorrangig Vertreter aus den Regionen entscheiden. Konkret sollen vier Bereiche profitieren: Die Wirtschaft, die Wissenschaft, die regionalen Gebietskörperschaften durch zusätzliche Strukturmittel und nicht zuletzt die Zivilgesellschaft über eine „Zukunftsstiftung“.