Im idealen Strommarkt geben Strompreise das Signal dafür, dass sich Angebot und Nachfrage in Echtzeit ausgleichen, Flexibilität angeboten wird und Kosten und Energieeffizienz erreicht werden. Wenn Strom knapp ist, mobilisieren hohe Preise den Betrieb von Speichern, Lastmanagement und Erzeugungsanlagen. Ist Strom im Überschuss vorhanden, dann locken die niedrigen Preise zusätzliche Abnehmer. Im Idealfall reizen Preise auch die richtigen Investitionen für ein verlässliches, effizientes und klimaschonendes Stromsystem an – auch an den Grenzen der Strom-, Wärme- und Verkehrssektoren.
In der Realität besteht der Strompreis für die meisten Verbraucher zu 75 bis 80 Prozent aus staatlich veranlassten, regulierten Preisbestandteilen. Energiesteuern, Netzentgelte, Abgaben und Umlagen summieren sich auf etwa 55 Milliarden Euro pro Jahr und erfüllen wichtige Funktionen in der Finanzierung des Stromsystems und der Energiewende. Sie überlagern aber oft fast vollständig das koordinierende Preissignal im Großhandel. Flexibilität anzubieten, lohnt sich etwa kaum, weil sofort Steuern, Entgelte, Abgaben und Umlagen fällig werden. Auch an den Sektorengrenzen stimmen die Preissignale nicht: Heizöl und Erdgas, Diesel und Benzin werden nach anderen Kriterien besteuert als Strom; es bestehen Fehlanreize bei Energieträgerwahl und Klimaschutz.
Die Reform des Steuer-, Entgelte-, Abgaben- und Umlagensystems steht deshalb dringend an, ist jedoch ein komplexes Unterfangen. Als Grundlage hierfür hat Agora Energiewende mit Unterstützung von E-Bridge, ZEW und TU Clausthal eine Analyse des aktuellen Preisgefüges vorgenommen und den Lösungsraum sondiert, der für eine grundsätzliche Reform des bestehenden Systems besteht. Damit wollen wir eine Grundlage legen für die Entwicklung konkreter Reformvorschläge, die in einer weiteren Studie erarbeitet werden sollen.
- Auf Facebook teilen
- Auf Twitter teilen
- Per Email teilen