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Format
Studie
Date
8. August 2018

Die Energiewende und die französische Transition énergétique bis 2030

Fokus auf den Stromsektor. Deutsch-französische Wechselwirkungen bei den Entscheidungen zu Kernenergie und Kohleverstromung vor dem Hintergrund des Ausbaus der Erneuerbaren Energien.

Die Energiewende und die französische Transition énergétique bis 2030

Einleitung

In Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaschutzabkommen streben Frankreich und Deutschland eine grundlegende Dekarbonisierung der Wirtschaft bis 2050 an, was bedeutende sektorale Veränderungen mit sich bringen wird. Trotz der unterschiedlichen Ausgangspunkte im Stromsektor – Dominanz der Kernenergie in Frankreich und kohlebasiertes Stromsystem in Deutschland – haben beide Länder ähnliche Ziele. So soll die Stromerzeugung aus Erneuerbarer Energien stärker in den Fokus gerückt, die Energieeffizienz verbessert und die Elektrifizierung anderer Sektoren verstärkt werden.

Der erwartete Ausbau von Windenergie und Photovoltaik in beiden Ländern folgt einem erheblichen Kostenrückgang in beiden Technologien in jüngster Zeit. Er wird zu einer grundlegenden Transformation der Stromsysteme führen. Die Anpassung des gesamten Energiesystems an die fluktuierende Stromerzeugungaus Windkraft und Photovoltaik wird unerlässlich. Vor diesem Hintergrund stellt sich auf beiden Seiten des Rheins die Frage nach der Restrukturierung des konventionellen Kraftwerksparks.

Die jeweils von Frankreich und Deutschland getroffenen Entscheidungen hinsichtlich dieser Restrukturierung werden bis zum Jahr 2030 einen großen Einfluss auf den grenzüberschreitenden Stromhandel und die Bildung der Börsenstrompreise auch jenseits der jeweiligen Landesgrenzen haben. Die Entscheidungen werden zudem erhebliche Auswirkungen auf die Erreichung der europäischen Energie- und Klimaziele und auf die europäische Energieunion haben.

In dieser Studie sollen die wechselseitigen und über die Landesgrenzen hinweg reichenden Auswirkungen nationaler politischer Entscheidungen aufgezeigt werden. Dabei ist es unser Ansinnen, den offenen und transparenten Dialog zwischen Akteuren beider Länder zu fördern, um zu einem gemeinsamen Verständnis der Energiewende beizutragen und die für eine Integration des EU-Energiebinnenmarktes notwendigen Abstimmungen weiter voranzutreiben.

Kernergebnisse

  1. Deutschland und Frankreich stehen vor dem Hintergrund des Wachstums der Erneuerbaren Energien vor gemeinsamen Herausforderungen bei der Restrukturierung des bestehenden Kraftwerksparks.

    Beide Länder werden die Erzeugung von Wind- und Solarstrom bis 2030 deutlich erhöhen müssen, um ihre Ausbauziele für Erneuerbare Energien zu erreichen. Zur Vermeidung von Stranded Assets ist eine damit einhergehende schrittweise Reduktion konventioneller Kapazitäten unerlässlich.

  2. In Frankreich bergen der geplante Zubau der Erneuerbaren Energien und die Investitionen zum Erhalt von über 50 Gigawatt Kernkraftkapazität ein großes Risiko von Stranded Assets im Stromsektor.

    Zu wachsenden Stromexporten Frankreichs würde es bereits kommen, wenn das Land mehr als 40 Gigawatt Kernkraftwerke im Jahr 2030 in Betrieb hielte. Zudem würde Frankreich sein Ziel, den Kernenergieanteil im Strommix auf 50 Prozent zu reduzieren, erst nach 2030 erreichen können. Selbst wenn eine Steigerung der französischen Stromexportkapazitäten um 60 Prozent, eine Verdopplung der Interkonnektoren innerhalb der Europäischen Union und eine CO2-Bepreisung von 30 Euro pro Tonne CO2 angenommen werden, wäre die Wirtschaftlichkeit eines Kernkraftwerksparks mit einer Kapazität von über 50 Gigawatt bis 2030 gefährdet.

  3. Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, muss es bis 2030 seine Stromerzeugung aus Kohle halbieren und den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 60 Prozent erhöhen.

    In diesem Fall wäre die Bilanz für den grenzüberschreitenden Stromhandel zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern ausgeglichen. Die geplante Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien auf 65 Prozent des Bruttostromverbrauchs im Jahr 2030 wird dazu beitragen, eine unerwünschte Importabhängigkeit Deutschlands trotz des Kohleausstiegs zu vermeiden.

  4. Frankreich und Deutschland sollten ihre nationalen Strategien für den konventionellen Kraftwerkspark schnellstmöglich festlegen. Für die Umsetzung der Energiewende auf bilateraler, regionaler und europäischer Ebene sind enge Konsultationen und gemeinsame Maßnahmen zur Bewältigung der grenzüberschreitenden Herausforderungen notwendig.

    Initiativen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Interkonnektoren sowie zur CO₂-Bepreisung sollten koordiniert werden.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Dimitri Pescia (Agora Energiewende), Nicolas Berghmans (IDDRI) Berater (Artelys): Laurent Fournié, Alice Chiche, Adrien Saint-Pierre
Publikationsnummer
131/05-S-2018/DE
Veröffentlichungsdatum

8. August 2018

Seitenzahl
140
Zitiervorschlag
Agora Energiewende, IDDRI (2017): L’Energiewende et la transition énergétique à l’horizon 2030 (Die Energiewende und die französische Transition énergétique bis 2030)
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Die Energiewende in Frankreich und Deutschland – bis 2030.

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