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Format
Diskussionspapier
Date
22. März 2021

Ladeblockade Netzentgelte

Wie Netzentgelte den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur für Elektromobilität behindern und was der Bund dagegen tun kann

Ladeblockade Netzentgelte

Einleitung

Sowohl das Thema Elektromobilität als auch das Thema Ladeinfrastruktur haben im vergangenen Jahr unglaublich an Fahrt aufgenommen. Der Absatz von Elektrofahrzeugen hat in Deutschland Ende 2020 erstmals zweistellige Prozentanteile, die Marke von einer Million E-Autos kommt in Sichtweite. Dadurch rückt auch das Thema Ladeinfrastruktur noch stärker in den Fokus der politischen Debatte.

Wie bei keinem anderen Thema treffen hier aus Energie- und Verkehrssicht unterschiedliche Per-spektiven aufeinander. Der nun von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf für ein Schnellladegesetz versucht, den gordischen Knoten bei der Ladeinfrastruktur zu zerschlagen und ein Rückgrat an Ladein-frastruktur staatlich gesteuert aufbauen zu lassen.

Der Gesetzentwurf greift aber zu kurz: Wenn das Thema der beim Schnellladen zu zahlenden Netzentgelte nicht gleich mitgelöst wird, dann entsteht gleich die nächste Hürde für den Aufbau der Elektromobilität. Dieses Papier nimmt daher diesen As-pekt in den Fokus und macht Vorschläge, wie das Thema gelöst werden kann.

Kernergebnisse

  1. Bei der Konzeption der Ausschreibungen im Rahmen des SchnellLG muss der Aspekt der Netzkosten vom Bund mitbedacht werden.

    Ansonsten ist zu erwarten, dass Ladeinfrastruktur nur in Netzen mit günstigen Anschluss- und fixen Netzbetriebskosten entsteht und für bestimmte Gebiete möglicherweise gar keine Angebote eintreffen. Um das Problem zu lösen, sind zwei Ansätze denkbar: Der Bund sollte entweder verschiedene Netze mit unterschiedlichen Netzkosten in einem Los zusammenlegen oder befristet einen Teil der Netzkosten übernehmen.

  2. Die sehr unterschiedlichen und für die Schnellladeinfrastruktur insgesamt hinderlichen Leistungspreise des Netzes sollten zügig durch einen bundesweit einheitlichen durchschnittlichen Netz-Arbeitspreis ersetzt werden.

    Die momentanen Leistungspreise bemessen sich im Regelfall an der Spitzenleistung, unabhängig davon, ob ein Fahrzeug oder sehr viele Fahrzeuge geladen werden. Dies ist nicht sachgerecht, weswegen auch in anderen EU-Ländern die Leistungspreise für Ladeinfrastruktur angepasst werden.

  3. Die Kostenallokation der Stromnetze bedarf einer grundsätzlichen Neuausrichtung.

    Mittelfristig ist eine an den tatsächlichen Netzausbaukosten angenäherte Entgeltstruktur zu erarbeiten, die weniger auf Jahresleistungspreise abstellt. Die Netzentgelte, gerade auch für das Laden von Elektro-Autos, sollten stärker an den langfristigen Systemkosten und weniger an einer lokalen Situation oder suggerierten Verursachungsgerechtigkeit ausgerichtet werden.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Andreas Jahn (RAP), Fanny Tausendteufel, Kerstin Meyer (beide Agora Verkehrswende) & Thorsten Lenck (Agora Energiewende)
Publikationsnummer
205/01-DP-2021/DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

22. März 2021

Seitenzahl
16
Zitiervorschlag
Regulatory Assistance Project, Agora Verkehrswende, Agora Energiewende (2021): Ladeblockade Netzentgelte. Wie Netzentgelte den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur für Elektromobilität gefährden und was der Bund dagegen tun kann.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Elektromobilität und Stromnetze – Netzausbaukosten und intelligente Steuerung.

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