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Format
Analyse
Date
1. Juni 2014

Negative Strompreise: Ursachen und Wirkungen

Eine Analyse der aktuellen Entwicklungen – und ein Vorschlag für ein Flexibilitätsgesetz

Negative Strompreise:  Ursachen und Wirkungen

Einleitung

Im vergangenen Jahr ist es an der Strombörse immer wieder zu negativen Strompreisen gekommen. Dies bedeutet, dass in diesen Stunden Stromproduzenten dafür Geld bezahlt haben, dass Verbraucher ihnen den Strom abgekauft haben. Zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 war dies an genau 97 Stunden der Fall, mit einem durchschnittlichen negativen Preis von minus 41 Euro je Megawattstunde. Auch in den ersten Monaten des Jahres 2014 ist diese Situation schon mehrfach aufgetreten, verstärkt auch tagsüber. Landläufig werden negative Strompreise auf ein Überangebot an Strom aus Erneuerbaren Energien zurückgeführt.

Der Blick auf 2013 zeigt jedoch, dass der Erneuerbaren-Anteil an der Stromerzeugung in keiner Stunde die 65 %-Marke überschritten hat – mithin die Erneuerbaren Energien nie mehr Strom produziert haben als zeitgleich verbraucht wurde. Insofern stellt sich die Frage, welche anderen Faktoren die negativen Preise erklären können. Wir haben Energy Brainpool daher beauftragt, diese Frage genauer zu untersuchen – und die Antwort halten Sie in Ihren Händen.

Hierbei sind interessante und auch überraschende Ergebnisse zu Tage getreten. Kurz zusammengefasst ist die Ursache in der mangelnden Flexibilität des Stromsystems zu suchen. Da diese mangelnde Flexibilität die Verbraucher in Form einer höheren EEG-Umlage belastet, besteht Handlungsbedarf auch auf regulatorischer Seite, um die Flexibilität zu befördern.

Kernergebnisse

  1. Negative Strompreise sind per se nichts Schlechtes, sie belasten aber die EEG-Umlage erheblich.

    Denn auch in Stunden negativer Strompreise wird der Strom aus Erneuerbaren Energien am Spotmarkt vermarktet. Zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 hat dies das EEG-Konto mit knapp 90 Mio. Euro belastet.

  2. Negative Strompreise haben ihre Ursache in der mangelnden Flexibilität des konventionellen Kraftwerksparks.

    In Zeiten hoher Wind- und Solarstromproduktion haben Kernkraftwerke, Braunkohlekraftwerke und KWK-Anlagen ihre Erzeugung nur teilweise reduziert, sodass es – obwohl die Erneuerbaren Energien in den Spitzenstunden nie mehr als 65 % des Stroms produziert haben – zu Stromüberschüssen kam.

  3. Ohne eine deutliche Flexibilisierung von Kraftwerken und Großverbrauchern werden die Stunden mit negativen Strompreisen drastisch zunehmen.

    Wenn auch weiterhin etwa 20–25 GW konventionelle Kraftwerke rund um die Uhr Strom produzieren, wird die Zahl negativer Strompreise von 64 Stunden im Jahr 2013 auf über 1.000 Stunden bis 2022 steigen.

  4. Mit einem Flexibilitätsgesetz sollten zügig bestehende Flexibilitäts-Hemmnisse abgebaut werden.

    Derzeit verhindern verschiedene Regeln im Bereich der Systemdienstleistungen sowie im Energierecht eine größere Flexibilität des konventionellen Kraftwerksparks und der Stromnachfrageseite.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Philipp Götz, Dr. Johannes Henkel, Thorsten Lenck, Dr. Konstantin Lenz
Publikationsnummer
035/01-A-2014/DE
Versionsnummer
1.1
Veröffentlichungsdatum

1. Juni 2014

Seitenzahl
84
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Negative Strompreise und ihre Ursachen.

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