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Format
Analyse
Date
5. Januar 2018

Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017

Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2018

Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017

Einleitung

Deutschland kommt im Jahr 2017 beim Ausbau der Erneuerbaren Energien deutlich voran, stagniert jedoch beim Klimaschutz. Das ist das Fazit unseres Jahresrückblicks auf die Energiewende 2017.

Die Erfolge sind eindeutig: Erneuerbaren-Ausbau,Atomausstieg und auch das langsame Zurückfahrender Steinkohleverstromung kommen voran. Mit einem Anteil von 36,1 Prozent am Bruttostromverbrauch erreichen die Erneuerbaren Energien einen neuen Rekordwert. Erstmals rangierte die Windenergie in der Stromproduktion vor der Kernenergie und der Steinkohle. Da außerdem einige Steinkohlekraftwerke stillgelegt und Erdgaskraftwerke wieder wettbewerbsfähiger wurden, sanken die CO2-Emissionen der Stromerzeugung das vierte Jahr in Folge. 

Allerdings stehen dem auf der anderen Seite auch Misserfolge gegenüber: Der Primärenergieverbrauch und der Stromverbrauch steigen wieder an. Steigende Verbräuche von Benzin, Diesel und Erdgas sowie eine konstant hohe Braunkohleverstromung führen dazu,dass die gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands 2017 auf hohem Niveau stagnieren und zum dritten Jahr in Folge nicht sinken. Die Energieeffizienz-und Klimaschutzziele Deutschlands für 2020 rücken damit in weite Ferne, wenn nicht durch ein Sofortprogramm Klimaschutz 2020 massiv gegengesteuert wird.

Kernergebnisse

  1. Die Erneuerbaren im Stromsektor decken inzwischen 36 Prozent des Verbrauchs und sind weiter auf Rekordkurs.

    Vor allem die Windenergie hat aufgrund des weiteren Zubaus und eines guten Windjahrs zu einem Rekordzuwachs der Erneuerbaren geführt. Wind lag 2017 im Strommix erstmals vor der Steinkohle und der Atomkraft, die beide auf das niedrigste Niveau seit 1990 fallen. Weil die Erneuerbaren-Anteile bei Wärme und Verkehr aber stagnieren, ist das 2020-Erneuerbaren-Ziel für den Gesamt-Energieverbrauch nur zu erreichen, wenn der Erneuerbare-Energien-Zubau im Stromsektor auch in den kommenden Jahren so hoch bleibt.

  2. Der Energieverbrauch steigt 2017 erneut.

    Sowohl Primärenergie- als auch Stromverbrauch steigen jeweils um etwa 0,8 Prozent. Die Energieeffizienz-Fortschritte sind damit zu gering, um die gegenläufigen Trends aus Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum auszugleichen oder sogar zu überkompensieren. Es wird damit nahezu unmöglich, die von der Bundesregierung im Energiekonzept 2010 beschlossenen Energieeffizienzziele für 2020 (minus 20 Prozent Primärenergie- und minus 10 Prozent Stromverbrauch gegenüber 2008) zu erreichen. 

  3. Die Treibhausgasemissionen stagnieren 2017 das dritte Jahr in Folge.

    Während im Stromsektor die Emissionen infolge des Rückgangs der Steinkohle auch 2017 leicht sinken, erhöhen sie sich insbesondere im Verkehrs-, Gebäude- und Industriesektor aufgrund des höheren Mineralöl- und Erdgasverbrauchs. Schreibt man den im Jahr 2000 begonnen Trend fort, wird Deutschland im Jahr 2020 seine Emissionen nur um 30 Prozent statt wie geplant um 40 Prozent gegenüber 1990 senken.

  4. Die Strompreise steigen leicht, während die Erneuerbaren billiger werden.

    Die Börsenstrompreise stiegen 2017 aufgrund höherer Brennstoffpreise leicht, wodurch die Haushaltsstrompreise 2018 erstmals 30 Cent pro Kilowattstunde überschreiten dürften. Im Gegensatz dazu haben die Erneuerbare-­Energien-Auktionen 2017 gezeigt, wie billig Wind und Solar inzwischen sind: Die garantierte Vergütung für eine Kilowattstunde Solarstrom sank auf unter 5 Cent, die für Onshore-Windkraft auf unter 4 Cent und die für Offshore-Windkraft auf unter 2 Cent. 

Bibliographische Daten

Autor:innen
Dr. Alice Sakhel, Thorsten Lenck, Philipp Litz, Frank Peter, Christoph Podewils,
Publikationsnummer
125/01-A-2018/DE
Veröffentlichungsdatum

5. Januar 2018

Zitiervorschlag
Agora Energiewende (2018): Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2018.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Jahresauswertung 2017.

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