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Im ersten Quartal 2021 sind Deutschlands CO2-Emissionen wieder gestiegen - um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Grund war ein höherer Kohle- und Erdgasverbrauch wegen einer Rückkehr zu normalen Wetterbedingungen.

Die CO2-Emissionen sind im ersten Quartal 2021 trotz dämpfender Effekte aufgrund der Corona-Pandemie gegenüber dem Vorjahr wieder um zwei Prozent angestiegen. Hauptgründe sind der Rückgang der Windstromerzeugung auf den langjährigen Durchschnitt sowie ein gleichzeitiger höherer Heizbedarf wegen des kälteren Winters. In der Folge wurde mehr emissionsintensiver Strom aus Kohle- und Erdgaskraftwerken erzeugt. Das geht aus aktuellen Berechnungen von Agora Energiewende auf Basis des Quartalsberichts der AG Energiebilanzen zur Entwicklung des Primärenergieverbrauchs hervor. Im vergangenen Jahr war die Emissionsbilanz im ersten Quartal noch deutlich besser als erwartet ausgefallen. (Die Angaben beziehen sich auf energiebedingte CO2-Emissionen, das heißt ohne Emissionen aus Industrieprozessen, Landwirtschaft und Landnutzungsänderungen (LULUCF). Die energiebedingten Emissionen machten im Jahr 2019 rund 85 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen aus.)
Der höhere Primärenergieverbrauch von Braunkohle (+26 Prozent) und Steinkohle (+9 Prozent) als auch von Erdgas (+11 Prozent) sorgte damit für einen Anstieg bei den energiebedingten CO2-Emissionen um 3 Millionen Tonnen auf 169 Millionen Tonnen CO2.
Gedämpft wurde dieser Zuwachs durch die bestehenden Corona-Maßnahmen. Sie führen zu geringerer Mobilität und damit zu einem niedrigeren Verbrauch von mineralölbasierten Kraftstoffen (Benzin, Diesel und Kerosin). Hinzu kamen Vorzieh-Effekte bei der Beschaffung von Heizöl aufgrund niedriger Ölpreise im Jahr 2020. In der Folge lag der Mineralölverbrauch im ersten Quartal 2021 um 19 Prozent niedriger als im ersten Quartal 2020.
Ohne Berücksichtigung dieser Sondereffekte wären die CO2-Emissionen sogar um 10 Prozent auf dann 183 Millionen Tonnen CO2 gestiegen.
Weniger Stürme und mehr Heizbedarf – Rückkehr zum Normalniveau
Im Vergleich zum ersten Quartal im Jahr 2020, wo insbesondere im Februar zahlreiche Stürme für viel Windstrom sorgten, sank die Windstromerzeugung im ersten Quartal 2021 wieder auf ein durchschnittliches Niveau. Insgesamt lag die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien von Januar bis Ende März 2021 um 23 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. In der Folge wurde – trotz aktuell hoher CO2-Preise - wieder mehr Strom in Braunkohle- (+31 Prozent), Steinkohle- (+17 Prozent) und Erdgaskraftwerke (+15 Prozent) erzeugt.
Im ersten Quartal 2021 normalisierten sich zudem die Temperaturen und damit auch der Heizbedarf im Vergleich zum überdurchschnittlich warmen Vorjahresquartal, was sich insbesondere in einem gestiegenen Erdgasverbrauch bemerkbar machte.
Überraschend ist hierbei, dass der Heizölverbrauch trotz der veränderten Wetterverhältnisse niedriger lag als im Vorjahresquartal. Hauptgrund ist, dass es aufgrund der niedrigen Mineralölpreise im Zuge der Corona-Krise und der Einführung des CO2-Preises auf Brennstoffe im letzten Jahr zu erheblichen Vorzieheffekten auch bei der Beschaffung von Heizöl kam. Es handelt sich somit um einen statistischen Effekt, da der Primärenergieverbrauch auf Basis des Absatzes berechnet wird. Der reale Verbrauch von Heizöl in den Haushalten (und damit auch die Emissionen) dürfte entsprechend höher liegen.
Weniger Kraftstoffverbrauch durch Lockdown
Real abgemildert wurde der Anstieg der CO2-Emissionen – neben dem statistischen Effekt eines geringeren Heizölverbrauchs - durch einen insgesamt deutlich niedrigeren Verbrauch von Kraftstoffen (Benzin, Diesel und Kerosin). Diese wurden aufgrund der eingeschränkten Mobilität im Zuge der Corona-Maßnahmen sowie aufgrund des niedrigeren Wirtschaftswachstums deutlich weniger als im Vorjahr nachgefragt. Solche Maßnahmen hatten im ersten Quartal 2020 noch keine relevante Rolle gespielt.
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