Zum Hauptinhalt gehen
Format
Hintergrund
Date
2. September 2020

Wie weiter nach der EEG-Förderung?

Solaranlagen zwischen Eigenverbrauch und Volleinspeisung

Einleitung

In Deutschland wird seit 20 Jahren Ökostrom über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erfolgreich gefördert. Heute sind mehr als 100 Gigawatt elektrische Leistung in Form von Wind- und Solarstromanlagen installiert, die Investitionskosten – und mit ihnen die Vergütungssätze – betragen nur noch einen Bruchteil der Kosten in den Anfangsjahren und das deutsche Förderregime hat weltweit Nachahmer gefunden. Die Ausgestaltung des neuen, auf Erneuerbaren Energien basierenden Stromsystems ist jedoch längst noch nicht abgeschlossen.

Im Jahr 2021 fallen die ersten Anlagen aus der 20-jährigen Förderung, sie sind damit abgeschrieben und ausgefördert. Damit ihre deshalb sehr günstige Stromerzeugung für das Stromsystem nicht verloren geht, müssen dringend pragmatische Wege für ihren Weiterbetrieb geebnet werden. Zudem bekunden – auch im Lichte der gemeinsamen Anstrengungen für mehr Klimaschutz – immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher, Mieterinnen und Mieter sowie Bürgerinnen und Bürger Interesse, ihre Stromversorgung zumindest anteilig selbst in die Hand zu nehmen.

Für beide Ziele – den Weiterbetrieb alter Anlagen sowie die Eigenversorgung mit erneuerbarem Strom – ist eine Regulierung erforderlich. Agora Energiewende unterbreitet in diesem Hintergrund Vorschläge für eine pragmatische, zukunftsfähige und schnell umsetzbare Regelung.

Kernergebnisse

  1. Für die Erneuerbaren-Ausbauziele ist es essenziell, dass bestehende Solarstromanlagen möglichst lange laufen.

    Alt-Solaranlagen, deren Strom vollständig ins Netz eingespeist wird, sollten nach 20 Jahren daher automatisch eine Vergütung vom Netzbetreiber erhalten, die sich an den Vermarktungserlösen für den eingespeisten Strom orientiert. Das Angebot muss so gestaltet sein, dass für Anlagenbetreibe-rinnen und -betreiber, deren EEG-Förderung endet, nichts Weiteres zu tun ist. Die Vergütungshöhe sollte dabei sicher die laufenden Kosten der Anlage (Versicherungskosten, Wartung) abdecken.

  2. Die Solar-Eigenverbrauchsregelungen für kleine Dachanlagen müssen dringend vereinfacht und systematisiert werden.

    So sollte der Eigenverbrauch aus einfachen Solardachanlagen bis 7 Kilowatt für Prosumer unkompli-ziert ausgestaltet sein, es darf – egal ob die Anlage alt oder neu ist – kein zusätzlicher Aufwand für die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer entstehen. Hierfür sollten die Netzbetreiber ein neues Prosumer-Standardlastprofil erarbeiten und so dieses Kundensegment erfassen und abrechnen.

  3. Bei größeren Solaranlagen und sobald Prosumer neben der Solaranlage auch über einen Stromspeicher, eine Wärmepumpe und/oder ein E-Fahrzeug verfügen, soll der Markt über dynamische Bepreisung die Optimierung des Eigenverbrauchs regeln.

    In diesen Fällen sollten Smart Meter zum Standard werden, damit Stromerzeugung- und -verbrauch viertelstündlich gemessen und abgerechnet werden. Eine Optimierung des Eigenverbrauchs orientiert sich dann an den Börsenstrompreisen und ist damit grundsätzlich systemkonform. Perspektivisch muss dies um zeitvariable Netzentgelte ergänzt werden.

  4. Das Zielmodell muss es sein, dass alle Dächer für Solar genutzt werden – und dies ähnlich attraktiv ist, egal ob eine optimierte Eigenverbrauchslösung oder eine Volleinspeisung dahinter steht.

    Hierfür ist eine Reform der Abgaben und Umlagen auf Strom sowie die Einführung von lokal diffe-renzierten, zeitvariablen Netzentgelten nötig. So kann das Solarpotenzial der Dächer voll erschlos-sen werden, egal ob durch Prosumer oder Volleinspeiser.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Thorsten Lenck, Christoph Podewils, Andreas Jahn
Publikationsnummer
188/01-H-2020/DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

2. September 2020

Seitenzahl
18
Zitiervorschlag
Agora Energiewende und The Regulatory Assistance Project (2020): Wie weiter nach der EEG-Förderung? Solaranlagen zwischen Eigenverbrauch und Volleinspeisung
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Marktmodelle für Photovoltaikanlagen nach Ende der EEG-Förderung und für Neuanlagen.

Downloads

Grafiken aus dieser Publikation

    Netzeinspeisung einer Photovoltaikanlage ohne Eigenverbrauch in Kilowatt (oben) und Netzeinspeisung nach Eigenverbrauch für ein Einfamilienhaus mit Wärmepumpe und Batteriespeicher in Kilowatt.

    Abbildung 1 von Wie weiter nach der EEG-Förderung? auf Seite 9

    Preview for Netzeinspeisung einer Photovoltaikanlage ohne Eigenverbrauch in Kilowatt (oben) und Netzeinspeisung nach Eigenverbrauch für ein Einfamilienhaus mit Wärmepumpe und Batteriespeicher in Kilowatt.

    Vergleich der (Überschuss-)Solareinspeisung ohne und mit Eigenverbrauch sowie mit speicheroptimiertem Eigenverbrauch (einfache Persistenzprognose) nach Modellrechnung mit H0-Profil und Solareinspeisecharakteristik mit der deutschen Stromnachfrage nach Abzug der Belieferung aus Erneuerbaren Energien (Residuallast)...Modellrechnung mit 5 kWpeak Solar und 5 kWh/2,8 kW Speicher für 2019...

    Abbildung 2 von Wie weiter nach der EEG-Förderung? auf Seite 10

    Preview for Vergleich der (Überschuss-)Solareinspeisung ohne und mit Eigenverbrauch sowie mit speicheroptimiertem Eigenverbrauch (einfache Persistenzprognose) nach Modellrechnung mit H0-Profil und Solareinspeisecharakteristik mit der deutschen Stromnachfrage nach Abzug der Belieferung aus Erneuerbaren Energien (Residuallast)...Modellrechnung mit 5 kWpeak Solar und 5 kWh/2,8 kW Speicher für 2019...

Unsere Expert:innen

  • Thorsten Lenck

    Programmleiter International Energy Data and Modelling Hub

  • Christoph Podewils

    Leiter Kommunikation (bis März 2021)

Verwandte Inhalte