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Format
Studie
Date
24. August 2019

Verteilnetzausbau für die Energiewende

Elektromobilität im Fokus

Einleitung

Der Klimaschutz ist in den letzten Monaten dort angekommen, wo er hingehört: Im Mittelpunkt der gesellschaftlichen und politischen Debatte. Dabei wird die fatale Lücke zwischen dem, was getan werden muss, und dem, was getan wird, immer deutlicher! Während die designierte EU-Kommissionspräsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ankündigt, das Minderungsziel für die EU bis 2030 von 40 auf 50-55 % zu erhöhen, ringt die Bundesregierung um ein Klimaschutzgesetz, mit dem die bestehenden Ziele 2030 verlässlich erreicht werden können. Dabei ist und bleibt der Verkehr eines der größten Sorgenkinder. Ein „weiter so wie bisher“ ist keine Option!

Es ist klar, dass wir mit der Elektromobilität allein die Klimaschutzziele nicht erreichen. Aber ohne einen massiven Markthochlauf auf mehr als 10 Millionen Fahrzeuge bis 2030 werden wir sie wieder einmal reißen. Das versteht nun auch die Automobilindustrie. Die Fahrzeughersteller werden in den kommenden fünf Jahren mehr als 300 Modelle auf den Markt bringen. Um den Markthochlauf der Elektromobilität sowie von Wärmepumpen in Gebäuden erfolgreich zu gestalten, bedarf es des raschen Ausbaus der Ladeinfrastruktur und der Verteilnetze. Die Stärkung der Verteilnetze ist auch erforderlich, um mehr Strom aus erneuerbaren Energien dezentral einzuspeisen, denn ohne konsequente Fortsetzung der Energiewende im Stromsektor macht auch die Elektromobilität für den Klimaschutz wenig Sinn! Gerade langfristig wirft das die Frage auf: Können die Strom- bzw. Verteilnetze zu vertretbaren Kosten fit gemacht werden, um den Herausforderungen gerecht zu werden? Oder droht der von einigen Akteuren prophezeite Blackout? – Dieser Frage sind wir in dieser Studie nachgegangen, mit klarem Ergebnis: Die Verteilnetze werden nicht der Flaschenhals für einen ambitionierten, sektorübergreifenden Klimaschutz, wenn wir heute die richtigen Weichen stellen. Wir müssen nur wollen, aber wollen müssen wir schon!

Kernergebnisse

  1. Die Energiewende in den Stromverteilnetzen gelingt auch bei einer Vollelektrifizierung des Pkw-Verkehrs.

    Netzdienliches Laden reduziert Lastspitzen durch gleichzeitig ladende Fahrzeuge und elektrische Wärmepumpen. Außerdem verlagert es Verbrauch in Zeiten mit hohen Einspeisespitzen durch Sonnen- und Windenergieanlagen.

  2. Netzdienliches Laden und die Mobilitätswende gemeinsam ermöglichen die Energiewende in den Stromverteilnetzen bis 2050 für jährliche Investitionen von 1,5 Mrd. Euro in Leitungen und Trafos.

    Ohne Mobilitätswende, mit 45 statt 30 Mio. Elektro-Pkw, betragen die jährlichen Investitionen 2,1 Mrd. Euro.

  3. Die Elektromobilität finanziert den Verteilnetzausbau bis 2050. Elektromobilität erhöht den Stromabsatz, während die Investitionen in Leitungen und Trafos insgesamt nicht steigen.

    Allerdings muss die Elektromobilität angemessen an der Zahlung der Netzentgelte beteiligt werden.

  4. Gesteuertes Laden lässt sich so gestalten, dass es für die Nutzer kaum merkliche Einschränkungen mit sich bringt.

    Hierfür muss netzdienliche Ladesteuerung zum Standard werden. Es braucht sichere Informations- und Kommunikationstechnologie, Anreize und gegebenenfalls Verpflichtungen zur Steuerbarkeit. Präventive, indirekte Steuerung über Anreize zum netzdienlichen Laden sollten Vorrang vor direkter Steuerung durch den Verteilnetzbetreiber haben.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Dr. Urs Maier
Publikationsnummer
161/02-S-2019/DE
Versionsnummer
26-2019-DE
Veröffentlichungsdatum

24. August 2019

Seitenzahl
100
Zitiervorschlag
Navigant, Kompetenzzentrum Elektromobilität und RE-xpertise (2019): Verteilnetzausbau für die Energiewende – Elektromobilität im Fokus. Studie im Auftrag von Agora Verkehrswende, Agora Energiewende und The Regulatory Assistance Project (RAP).
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Elektromobilität und Stromnetze – Netzausbaukosten und intelligente Steuerung.

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Grafiken aus dieser Publikation

Unsere Expert:innen

  • Stephanie Ropenus

    Projektleiterin (bis Juli 2019)

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