Der Bau neuer Solaranlagen folgte bisher dem Prinzip, dass die einzelne Anlage möglichst viele Kilowattstunden Strom produzieren sollte. Die Ursache liegt im Erneuerbare-Energien-Gesetz, das jede produzierte Kilowattstunde Solarstrom – abhängig vom Errichtungsdatum der Anlage – gleich honoriert. Das Ergebnis dieser Regelung: Die Solaranlagen sind mehrheitlich im Süden Deutschlands errichtet worden und die meisten sind nach Süden ausgerichtet.
In Zukunft wird es aber nicht nur darauf ankommen, dass eine Kilowattstunde Strom möglichst günstig produziert wird, sondern auch darauf, sie möglichst günstig ins System zu integrieren. So kann etwa ein weiterer Photovoltaikzubau in Regionen von Bayern, wo bereits heute knapp 40 Prozent der Photovoltaikpotenziale ausgeschöpft sind, hohe Verteilnetzausbaukosten mit sich bringen – im Gegensatz etwa zu Berlin, wo nur 1,5 Prozent der Photovoltaikpotenziale genutzt sind. Zudem scheint die Sonne über Deutschland nicht einheitlich, sodass ein verteilterer Ausbau die Solarstromerzeugung vergleichmäßigen würde. Darüber hinaus hätte es für das Stromsystem deutliche Vorteile, wenn neue Photovoltaikanlagen nach Osten und Westen ausgerichtete wären – anstatt wie bisher nach Süden. Denn so würde die Erzeugung dieser Anlagen ihr Maximum am Vormittag und am Nachmittag erreichen – und nicht mittags wie die bisherigen Photovoltaikanlagen. Auch dies hätte eine Vergleichmäßigung der Solarstromerzeugung zur Folge.
Agora Energiewende hat daher das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE beauftragt, diese Effekte genauer zu untersuchen, um den Trade-off zwischen höheren spezifischen Stromerzeugungskosten einerseits, aber niedrigeren Gesamtsystemkosten auf der anderen Seite besser zu verstehen. Die Erkenntnisse dieser Studie können insofern zur Entwicklung von Ausschreibungsmodellen zur Förderung von Strom aus Photovoltaik beitragen, aber auch Hinweise für eine mögliche Revision der bisher einheitlich festgesetzten Vergütungssätze für die Kilowattstunde Solarstrom liefern.