Die Energiewende ist dann erfolgreich, wenn Deutschland auch bei wachsenden Anteilen Erneuerbarer Energien ein starker Industriestandort bleibt. Bisher ist dies gut gelungen, denn in den letzten Jahren sind die Erneuerbaren Energien kontinuierlich auf nunmehr mehr als 36 Prozent gewachsen, gleichzeitig steht die deutsche Industrie im internationalen Vergleich gut da. Ziel muss es sein, dass dies auch bei einem Erneuerbare-Energien-Anteil von 80 Prozent und mehr – dem im Erneuerbaren-Energien-Gesetz für 2050 gesetzten Ziel – so bleibt.
Damit das gelingt, sind fünf Faktoren relevant: Erstens müssen – bei gegebenem Ausbaupfad im Bereich der Erneuerbaren Energien – die Kosten des Energiesystems so gering wie möglich gehalten werden. Zweitens dürfen die industriellen Stromkosten – insbesondere im Bereich der energieintensiven Industrie – nicht so hoch werden, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie im Vergleich zu Ländern mit einem geringeren Klimaschutzniveau gefährdet werden könnte. Drittens ist der Bereich der Energieeffizienz zentral: Eine höhere Energieeffizienz in der Industrie senkt die Energiekostenbelastung für deutsche Unternehmen deutlich und steigert ihre Wettbewerbsfähigkeit. Viertens kann die Industrie durch aktives Lastmanagement selbst zum Anbieter von Flexibilität werden und so am Strommarkt neue Einnahmequellen generieren beziehungsweise verstärkt von den Zeiten mit niedrigen Börsenstrompreisen aufgrund von hohem Wind- und Solardargebot profitieren. Und – last but not least – fünftens kann die Exportnation Deutschland von der Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich der Energiewende enorm profitieren. Denn der Markt für Wind- und Solaranlagen boomt und immer mehr Länder der Welt stoßen auf die gleichen Herausforderungen bei der Integration von Wind- und Solarstrom in das Stromsystem. Die in Deutschland in diesem Kontext entwickelten Technologien und das erworbene Know-How kann nun weltweit exportiert werden.
Neben den Emissionen aus der Energieerzeugung wird es künftig auch immer stärker um den Treibhausgasausstoß bei Produktionsprozessen gehen. Das ist sowohl eine Folge des Klimaschutzplans 2050 als auch der internationalen Klimaschutzverpflichtungen, die bis Mitte des Jahrhunderts eine weitgehende Treibhausgasneutralität verlangen. Auch hierin liegen für die deutsche Industrie Chancen. Denn es geht nicht nur darum, die Schlüsseltechnologien für ein treibhausgasneutrales Wirtschaften zu entwickeln und anzuwenden, sondern auch darum, damit auf dem wachsenden Weltmarkt für Klimaschutztechnologien Erfolge zu erzielen.