Energieeffizienz verringert sowohl die Gesamtkosten des Energiesystems als auch die Kosten seiner langfristigen Transformation. Das hat die Studie „Positive Effekte der Energieeffizienz auf den deutschen Stromsektor “ im Auftrag von Agora Energiewende, ECF und RAP eindrucksvoll gezeigt.
Sowohl das Grünbuch Energieeffizienz als auch das Impulspapier „Strom 2030“ des BMWi rekurrieren auf die Ergebnisse der Studie als grundlegende Prämisse für „Efficiency First“. Bisher ist die Effizienz der Sektoren – Strom, Wärme (und Verkehr) – jedoch lediglich einzeln betrachtet worden. So hat auch die „Power System Benefits Studie“ ausschließlich den Systemwert einer eingesparten elektrischen Kilowattstunde ermittelt.
Werden zukünftig die Sektoren Strom, Wärme (und Verkehr) stärker miteinander gekoppelt, steigt die Komplexität und somit auch das Risiko von Fehl-Anreizen und Fehl-Entscheidungen im Hinblick auf kostspielige Transformationspfade, Pfadabhängigkeiten und „Lock-in-Effekte“. Um „Efficiency First“ als Konzept in die Praxis umzusetzen und Investitionsentscheidungen entsprechend zu steuern, ist der Wert der Energieeffizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorkopplung zu ermitteln.
Im Kern geht es folglich im Rahmen dieser Studie methodisch um die Entwicklung einer „System Benefits Studie“, wie bereits für den Stromsektor, nunmehr auch für den Gebäudewärmesektor.
Es existiert bereits eine Vielzahl an Studien zur Wärmewende. Keine dieser Analysen beantwortet bislang jedoch die Frage, wie die deutschen Klimaschutzziele im Gebäudewärmesektor zu den geringsten Kosten für die Volkswirtschaft unter Berücksichtigung der sektorübergreifenden Einflüsse von Effizienzmaßnahmen erreicht werden können und welchen Kostenminderungseffekt die Energieeffizienz hierbei hat; anders ausgedrückt, zu welchen Mehrkosten eine Verfehlung der Effizienzziele im Gebäudesektor führt. Auch werden die als erforderlich erachteten Investitionsmaßnahmen für eine erfolgreiche Wärmewende nicht entlang der Zeitachse priorisiert.
Die Studie knüpft insofern unmittelbar an die Agora-Studie „Wärmewende 2030 – Schlüsseltechnologien zur Erreichung der mittel- und langfristigen Klimaschutzziele im Gebäudesektor“ an und soll entsprechende (politische) Handlungsempfehlungen geben.
Die EU-Kommission hat „Efficiency First“ im Rahmen ihres „Clean Energy for All Europeans-Packages“ ebenfalls prominent aufgegriffen. Bei der Operationalisierung des Konzepts auf EU-Ebene stellen sich insofern, wenn auch auf einem anderen Abstraktionsniveau, ähnliche Fragestellungen wie auf nationaler Ebene, z.B. bei der methodischen Vorgehensweise zur Bestimmung eines Benchmarks. So hat sich das BMWi in den Verhandlungen zum Winterpaket ebenfalls auf die Ergebnisse der „Power System Benefits Studie“ von Agora, ECF und RAP gestützt. Auch die Studie für den Gebäudewärmesektor soll hierfür entsprechende Impulse liefern.
Das Projekt bettet sich darüber hinaus insgesamt in einen übergeordneten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Argumentations- und Überzeugungsprozess zur Operationalisierung und Verbreitung von „Efficiency First“. Im Zuge dessen sind unter anderem Briefings, Paper, nationale und internationale Workshops sowie weitere Studien vorgesehen.
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