Mit den kürzlich verabschiedeten 2030-Zielen der EU für Klima und Energie stehen die Energiesysteme der Länder in Europa kurz vor einem großen Wandel: Bis 2030 müssen demnach 55 Prozent des Stroms in den europäischen Stromnetzen aus Erneuerbaren Energien stammen. Auch in den Ländern Südosteuropas (SEE) ist daher jetzt ein günstiger Zeitpunkt, um die Transformation voranzutreiben. Die dortigen Stromsysteme weisen bislang hohe Anteile von Kohlestrom im Strommix auf, vielfach erzeugt in alten Kraftwerken - einige der jüngeren Anlagen auf dem Westbalkan wurden 1988 vor der Auflösung Jugoslawiens gebaut. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts müssen die Energieversorgungsunternehmen und Regierungen in Südosteuropa daher entscheiden, ob sie rund 50 Prozent der Stein- und Braunkohlekraftwerke modernisieren oder ersetzen.
Photovoltaik (PV)- und Windkraftanlagen werden 2030 voraussichtlich mehr als die Hälfte des Erneuerbare-Energien-Stroms in Europa liefern. Da deren Erzeugung vom Wetter abhängt, werden zukünftige Energiesysteme von grundlegend andere Erzeugungsmuster gekennzeichnet sein als heute, was den Bedarf an Flexibilität im Stromsystem deutlich erhöht. Zur Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen bieten die regionale Zusammenarbeit und die grenzüberschreitende Integration der Stromsysteme wichtige Wege nach vorn.
In diesem Projekt wurden das Energiesystem in Südosteuropa im Jahr 2030 analysiert. Der Fokus lag auf der Flexibilitätsherausforderung durch den Einsatz von Windkraft und Photovoltaik sowie einer stärkeren Zusammenarbeit und Integration der regionalen Energiesysteme. Wir haben auf ähnlichen Arbeiten von Agora Energiewende für das mitteleuropäischen Stromnetz und auf dem Projekt SEERMAP aufgebaut.
Die Ergebnisse des Projekts weisen robuste Wege für einen breiten Einsatz von Erneuerbaren Energien und bei gleichzeitig hoher Versorgungssicherheit auf. Sie zeigen insbesondere den Wert einer stärkeren grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Integration.
Die REKK-Stiftung hat in Zusammenarbeit mit der TU Wien die Szenarien entwickelt und die Recherche für die Studie durchgeführt. Die Studie dient auch als ergänzende faktenbasierte Analyse zu zwei Dialogprojekten in Südosteuropa, die Agora Energiewende leitet: Den Südosteuropa Energiewendedialog und der Westbalkan Energiewendedialog.
Das Projekt wird von der European Climate Foundation (ECF), EUKI und dem österreichischen Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus unterstützt.