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Format
Meldung
Date
22. Oktober 2022

Finanzierung für Erneuerbare Energien in Frankreich: in welcher Höhe und welcher Form?

In Frankreich hängt die Entwicklung von Erneuerbaren Energien wie in den meisten Ländern eng von den öffentlichen Fördermechanismen ab. Agora Energiewende hat gemeinsam mit der französischen Partnerorganisation IDDRI eine Analyse öffentlicher Förderoptionen vorgelegt und außerdem ein Berechnungstool entwickelt, mit dem der Förderbedarf bei unterschiedlichen Anteilen erneuerbaren Stroms im Strommix ermittelt werden kann.

Finanzierung für Erneuerbare Energien in Frankreich: in welcher Höhe und welcher Form?

In dem nun veröffentlichten Berechnungstool von Agora Energiewende und der französischen Partnerorganisation IDDRI kann anhand drei verschiedener Szenarien der Förderbedarf bis 2040 ermittelt werden. Ausgehend von der langfristigen Energiestrategie der Regierung (programmation pluriannuelle de l'énergie, PPE) berechnet das Tool den öffentlichen Finanzierungsbedarf für erneuerbaren Strom. Im PPE ist vorgesehen, die Kapazitäten für Windkraft und Photovoltaik in zehn Jahren zu verdreifachen und gleichzeitig die Produktionskosten dieser Technologien zu senken.

Mit sinkenden Produktionskosten von Wind- und Photovoltaiktechnologien gehen auch die öffentlichen Ausgaben für die Entwicklung von Erneuerbaren Energien zurück. Die staatliche Förderung finanziert im Allgemeinen die Differenz zwischen dem Preis, den erneuerbaren Strom auf dem Strommarkt erzielt und der vom Staat garantierten Vergütung. In den letzten Ausschreibungen in Frankreich erreichten Photovoltaikanlagen und Windkraftanlagen an Land Ergebnisse von rund 6 Cent pro Kilowattstunde und mit der Windkraftanlage auf See bei Dünkirchen, die 2027 in Betrieb gehen soll, erreichten die Erneuerbaren-Ausschreibungen ein Rekordtief von 4,4 Cent pro Kilowattstunde. Damit liegen Erneuerbare Energien nahe oder sogar unter dem durchschnittlichen Strommarktpreisniveau von 5 Cent pro Kilowattstunde. Die Zahlungen der Differenzkosten sind somit deutlich geringer als in der Vergangenheit und in einigen Fällen sogar vernachlässigbar. Bewegen sich die Marktpreise dauerhaft über den garantierten Vergütungen, können die Förderungsmechanismen in einigen Fällen und für bestimmte Technologien sogar zu einer Finanzierungsquelle für den Staat werden.

Im mittleren Szenario rechnet der Fördermittel-Rechner mit den Zielen aus dem PPE, das heißt 60 Prozent Erneuerbare Energien im Strommix bis 2040 gegenüber 21,1 Prozent im Jahr 2018. Der Bedarf an öffentlicher Unterstützung für Erneuerbare Energien wäre in diesem Szenario begrenzt: Der Fördergipfel wäre 2025 bei 6,5 Milliarden Euro im Jahr erreicht, gegenüber 5 Milliarden Euro heute. Ab 2030, wenn die 2005 unterzeichneten Vergütungsverträge auslaufen, würden der Förderbedarf stark zurückgehen. Zum Vergleich: In Deutschland erreicht die öffentliche Förderung über die EEG-Umlage 2025 voraussichtlich 23 Milliarden Euro, was deutlich über den angenommenen Kosten für Frankreich liegt. Bei diesem Entwicklungspfad Erneuerbarer Energien in Frankreich würde zwischen 2018 und 2040 nur ein Drittel des Förderbedarfs auf neue erneuerbare Anlagen entfallen, während die restlichen zwei Drittel aus früheren Verpflichtungen für bereits in Betrieb genommene oder fest geplante Anlagen stammen. Ist das bereits ein Anzeichen dafür, dass ein Richtungswechsel bei den Fördermechanismen für Erneuerbare Energien bevorsteht?

Die Analyse von Agora Energiewende und IDDRI zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Viel mehr wird deutlich, wie ausschlaggebend die Entwicklung des Strommarktpreises für den Förderbedarf ist. Diese Entwicklungen hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab, die mit der Energiewende in Frankreich und Europa zusammenhängen, sowohl in Bezug auf das Angebot (Zuwachs der Erneuerbaren Energien, Entwicklung der Atomkraft) als auch hinsichtlich der Nachfrage (zusätzliche Elektrifizierung, Effizienzgewinne) sowie auf die Energie- und CO2-Preise. Vergleicht man zwei Szenarien, von Ademe erstellt, mit einem mehr oder weniger hohen Zuwachs von Atomkraftanlagen, wird deutlich, dass der Fördergipfel für Erneuerbare Energien im Jahr 2030 1,2 Milliarden Euro höher liegt, wenn die bestehenden Atomkraftwerke eine Laufzeitverlängerung von zwanzig Jahren bekämen. Solch eine Verlängerung hätte einen abschreibenden Effekt auf den Marktpreis für Strom, auch wenn dann der Anteil Erneuerbaren Energien weniger hoch wäre. Um den Bedarf an öffentlicher Unterstützung zu begrenzen, muss in der Tat das Gleichgewicht zwischen den Erzeugungstechnologien gewährleistet sein und der Ausbau der Erneuerbaren Energien sollte langfristig mit einer Reduzierung der Atomkraftwerksflotte verbunden werden.

Zudem zeigt die Analyse, dass die Fördermechanismen trotz der jüngsten Fortschritte der Erneuerbaren-Branche eine Garantie bieten, die weiterhin nützlich ist um die Finanzierungskosten (und damit die Produktionskosten) für Erneuerbare Energien zu senken. Damit geht einher, dass die finanziellen Verpflichtungen für den öffentlichen Haushalt möglichst gering gehalten werden.

Ein praxisorientierter Ansatz würde daher nur eine schrittweise Änderung der Fördermechanismen vollziehen. Zum Beispiel durch die Verkürzung der Vertragslaufzeiten, mit denen Erneuerbare-Anlagen Vergütungsgarantien bekommen oder durch eine Begrenzung der Förderung auf bestimmte Produktionsmengen. So könnte der Staffelstab schrittweise an die privaten Betreiber ausgereifter erneuerbarer Technologien übergeben werden. Gleichzeitig würde dies die Behörden nicht daran hindern, weiterhin innovative Branchen oder Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien zu unterstützen, wenn sie der Ansicht sind, dass die kurz- oder langfristigen Vorteile dieser Projekte für die Gesellschaft dies rechtfertigen.

Die Analyse und das Kalkulationstool stehen unten in französischer Sprache zum kostenlosen Download zur Verfügung.

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