Negative Strompreise und ihre Ursachen
In diesem Projekt wurde untersucht, warum 2013/2014 der konventionelle Kraftwerkspark nicht auf negative Strompreise reagiert hat.
An der deutsch-französischen Strombörse EPEX kam es zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 an 97 Stunden zu negativen Strompreisen - mit der Folge, dass die Stromverbraucher rund 90 Millionen Euro mehr für die Förderung der Erneuerbaren Energien zahlen mussten. Die Ursache für die negativen Strompreise liegt vor allem in der Inflexibilität der Braunkohle- und Kernkraftwerke sowie des wärmeorientierten Betriebs von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Diese Anlagen haben trotz des negativen Preissignals von der Börse Strom produziert. Dieser hat gemeinsam mit dem Strom aus den Erneuerbaren Energien zu einem Stromüberschuss geführt. Falls die konventionellen Anlagen weiterhin so inflexibel bleiben, werden im Jahr 2022 voraussichtlich an rund 1.000 Stunden im Jahr negative Strompreisen zu verzeichnen sein, mit entsprechend höheren Belastungen der Stromkunden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag von Agora Energiewende. Einen Stromüberschuss durch Erneuerbaren Energien hat es hingegen bislang noch nie gegeben. Selbst in Spitzenstunden wurden nie mehr als 65 Prozent des Strombedarfs in Deutschland aus Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft gedeckt.
Dass konventionelle Kraftwerke mit einer Leistung von 20 bis 25 Gigawatt bei sehr niedrigen oder sogar negativen Strompreisen nicht vom Netz genommen werden – obwohl die Anlagen in diesen Zeiten Verluste erwirtschaften – hat im Wesentlichen drei Ursachen, wie die Studie zeigt.
„Die Studie zeigt, dass es höchste Zeit für ein Flexibilitätsgesetz ist“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Damit können Barrieren, die einem flexibleren Kraftwerksbetrieb auch regulatorisch entgegenstehen, abgebaut werden. So sollten etwa Erneuerbare Energien Systemdienstleistungen übernehmen können oder Stromverbraucher ihren Stromverbrauch in Zeiten mit hoher Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien verlagern. Ohne ein flexibleres Stromsystem drohen an immer mehr Tagen negative Strompreise. Für die Stromverbraucher könnte das über die steigende EEG-Umlage zu zusätzlichen Belastungen führen.“