Stromnetzentgelte reformieren
Während auf dem Land durch den Zubau von Erneuerbare Energien die Verbraucher immer mehr für die Stromnetze zahlen, stagnieren die Entgelte in städtischen Regionen. Das wirft Fragen der Verteilungsgerechtigkeit auf.
Die Finanzierung der Stromnetze droht in eine Schieflage zu geraten: Während in ländlichen Regionen durch den Zubau an Erneuerbare-Energien-Anlagen die Netzentgelte steigen und die dortigen Verbraucher belasten, stagnieren die Entgelte in städtischen Regionen. Das ist ein Ergebnis einer neuen Studie im Auftrag von Agora Energiewende. Während in Berlin eine Familie mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 236 Euro für die Stromnetze zahlt, werden es in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns 411 Euro sein. Das geht aus den jüngsten Mitteilungen der Netzbetreiber hervor.
„Schon heute belaufen sich die Netzentgelte bundesweit auf mehr als 17 Milliarden Euro, das ist fast so viel wie die Ökostrom-Förderung“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Durch den Zubau von Erneuerbaren Energien wird es erhebliche zusätzliche Investitionen in Netze geben. Das Ungleichgewicht droht damit größer zu werden.“ Als Gegenmaßnahme empfiehlt die Studie „Netzentgelte in Deutschland“, die Kosten für die Stromnetze deutschlandweit zu vereinheitlichen.
Ebenso diskutiert die Studie die Frage, wie die Netzentgelte den Erfordernissen der Energiewende angepasst werden können. So stellen sich aktuell vor allem zwei Herausforderungen.
„Die Energiewende ist mehr als nur der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Wir müssen auch viele andere Teile der Stromversorgung zukunftsfest machen. Gerade das System der Netzentgelte, das bisher kaum diskutiert wurde, gehört jetzt mit auf den Prüfstand“, sagt Dr. Patrick Graichen. „Mit unserer Studie wollen wir dazu eine Debatte anstoßen.“
Die Studie wurde von Strommarktexperten des Regulatory Assistance Projects im Auftrag von Agora Energiewende verfasst.