Brasilien ist die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt und verfügt traditionell über ein relativ sauberes, sprich CO2-armes, Stromsystem. Das Land steht allerdings an einem Scheideweg: einerseits hat es das Potenzial zu einem Vorreiter einer CO2-armen Wirtschaft zu werden, oder aber es wird zu einem der am schnellsten wachsenden CO2-Emittenten weltweit.
Denn das brasilianische Stromsystem ist im Wandel begriffen. Die Nachfrage nach Strom steigt ständig, während das Potenzial für Wasserkraft – der wichtigsten Energiequelle – erschöpft ist. Zudem sinkt infolge einer seit Jahren anhaltenden Dürreperiode die Stromerzeugung der Wasserkraftwerke. Im Ergebnis ist die fossile Stromerzeugung in den vergangenen Jahren deutlicher angestiegen. Hinzu kommt, dass die meisten brasilianischen Entscheidungsträger fossile Energieträger als einzige sinnvolle Lösung für die Pufferung von Wind- und Sonnenenergie ansehen. Alternative Lösungen wie Netzintegration, Effizienz oder Nachfragemanagement spielen im Diskurs bisher keine Rolle.
Es ist in der Tat eine offene Frage, in welche Richtung sich der brasilianische Stromsektor in den nächsten Jahren entwickeln wird. Es gibt durchaus positive Signale, wie etwa die jüngsten Vorschläge zu einer Strommarktreform. Die anstehenden Präsidenten- und Kongresswahlen könnten zu einer entscheidenden Weichenstellung für das brasilianische Stromsystem werden.